
Energetische Gebäudesanierung
Veröffentlicht von Daniel Wurst in Heizungen · Mittwoch 24 Mai 2023 · 5:15
Alle reden von der Wärmepumpe, aber was ist mit der Wärmedämmung des Gebäudes und was kommt zuerst?
Was wird allgemein empfohlen?
Zuerst kommt die energetische Sanierung, damit lassen sich etwa 50% der Heizkosten sparen. Anders herum wird viel Geld verschwendet, da ein ungedämmtes Haus viel teuren Strom fürs Heizen im Winter braucht, denn die PV-Anlage auf dem Dach liefert gerade dann kaum Strom.
Wird denn auch CO2 eingespart?
Der Ökostrom wird nicht ausreichen, wenn Millionen Häuser jetzt auf Wärmepumpen umstellen, deshalb werden Kohle- und Gaskraftwerke den Strom erzeugen müssen, also ist es nicht besonders klimafreundlich solange der Ausbau von PV- und Windkraftanlagen nicht voran kommt.
Das komplette Programm?
Wenn Geld übrig ist, dann kann auch der Einbau einer Wärmepumpe überlegt werden, aber viele Leute werden beides zusammen oft nicht stemmen können und einige haben auch für die Dämmung von Fassaden oder neue Fenster nicht genug Geld, vor allem als Rentner bzw. Rentnerin.
Erfahrungen aus der Praxis
Viele Hausbesitzer auf YouTube beweisen, dass nicht das komplette Programm der energetische Gebäudesanierung erforderlich ist, da dies meistens für die Hausbesitzer viel zu teuer wäre. Oft reicht eine PV-Anlage mit Wärmepumpe, wenn das Dach isoliert ist und eine gute 2-fach-Verglasung vorhanden ist. Eine teure Fußbodenheizung ist meistens nicht erforderlich, oft reichen die normalen Heizkörper.
Wichtig ist ein Fachmann, der den Wärmebedarf richtig berechnen und die Wärmepumpe optimal einstellen kann, damit die Anlage sparsam ist und die Kosten für den Netzstrom im Winter niedrig bleiben.
(Oberen Abschnitt am 09.06.2023 geändert und ergänzt)
Persönliches:
Ich habe die Kosten mit co2online.de-Modernisierungscheck* für mein altes Häuschen schätzen lassen:
A) Außenfassade dämmen
18.960 Euro minus Zuschüsse (keine Rückzahlung) 1.860 Euro gleich 17.100 EuroEtwa 220 Euro pro Jahr gespart, d.h. in 30 Jahren 6.600 Euro.
B) Außenfassade dämmen und Fenster tauschen
28.820 Euro minus Zuschüsse (keine Rückzahlung) 3.300 Euro sind 25.520 EuroEtwa 300 Euro pro Jahr gespart, d.h. in 30 Jahren 9.000 Euro.
C) Außenfassade dämmen, Fenster tauschen und Luftwärmepumpe (Änderung am 27.05.2023)
34.310 Euro minus Zuschüsse (keine Rückzahlung) 4.700 Euro sind 29.610 Euro*Ersparnis:
660 Euro Heizöl für Ölofen
110 Euro Schornsteinfeger
770 Euro pro Jahr
Ausgaben:
290 Euro Wärmepumpen-Strom (bei 30 Cent/kWh)
300 Euro Wartungskosten der Wärmepumpe
590 Euro pro Jahr
Ergebnis:770 Euro Ersparnis
590 Euro Ausgaben180 Euro pro Jahr gespart, d.h. in 30 Jahren 5.400 Euro.
Ergänzt am 31.05.2023:
330 Euro pro Jahr gespart, wenn Wärmepumpen-Wartung alle 2 Jahre, d.h. in 30 Jahren 9.900 Euro
380 Euro pro Jahr gespart, wenn Wärmepumpen-Wartung alle 3 Jahre, d.h. in 30 Jahren 11.400 Euro
(Wartungsintervalle einer Wärmepumpe belaufen sich je nach Gerätetyp auf ein bis drei Jahre.)
Basis für die Ersparnis:
Mein durchschnittlicher Heizöl-Verbrauch der letzten 5 Jahre von 720 Liter bzw. 654 Euro pro Jahr.
Bei meinem alten Häuschen müsste ich bei Fassaden-Dämmung, Fenster-Tausch, Luftwärmepumpe, Heizungsrohre, Heizkörpern und Installation wohl rund 42.000 Euro (nach Abzug der Förderung) aus der eigenen Tasche zahlen.
Die Zinsen für den Kredit und die Preissteigerungen von Heizöl und Strom habe ich mal außen vor gelassen, diese dürften sich vermutlich in etwa ausgleichen oder auch nicht, aber wer weiß das schon.
Ich habe genug Geld zum Leben und wohne mietfrei, aber bei 42.000 Euro Kosten müsste ich mein altes Häuschen verkaufen, um die Rechnungen zu bezahlen und müsste dann teuer zur Miete wohnen, so dass das Geld schnell weg wäre, also für mich wäre es ein sehr schlechtes Geschäft.
Klimaschutz muss man sich auch leisten können und es gibt viele Leute, die genug Geld dafür haben.
Mein persönlicher Klimaschutz:
Ich habe nicht so viel Geld und deshalb sieht mein Klimaschutz anders aus. Ich fliege nicht in ferne Länder und spare mir das Kerosin für den Flug*** bzw. das dabei entstehende CO2 lieber für meinen Heizöl-Tank. Ich habe jetzt auch kein Auto mehr und werde mir auch kein 2-Tonnen-E-Auto**** kaufen, denn die 500m zum Supermarkt laufe ich zu Fuß mit einem faltbaren Bollerwagen als "Kofferraum", deshalb spare ich viel CO2.
Mein Fazit:
Bei meinem alten Häuschen mit Ölofen kann ich weder mit einer Wärmedämmung und neuen Fenster noch mit einer zusätzlichen Wärmepumpe und PV-Anlage Geld sparen, da die Gesamtkosten höher sind als die Ersparnis in 30 Jahren, nach den momentanen Preisen.
Da einzig Gute bei einer Wärmepumpe wäre die CO2-Reduzierung, wenn es genügend Ökostrom für die Millionen von Haushalten gäbe, die nach Habecks Wunsch eine Wärmepumpe einbauen sollen. Bei dem langsamen Ausbau von PV- und Windkraftanlagen ist das aber vorerst nicht zu erwarten.
Wie also die Klimaziele erreichen, ohne dass die kleinen Leute die Zeche zahlen, während die Reichen***** das CO2 massenweise in die Luft blasen bei ihrem Luxusleben in großen Häusern (reichlich graue Energie), schweren Autos, großen Yachten und Privatjets?
Jeder der ein größeres Haus hat und viel Energie verbraucht, kann die hohen Kosten für Wärmedämmung und Wärmepumpe auf viel mehr Bewohner und deren Verbrauch verteilen, so dass sich die Kosten über einen absehbaren Zeitraum amortisieren lassen. Kurz gesagt, die Leute mit reichlich Geld müssen den Anfang machen, denn diese wohnen entweder auf großem Fuße oder haben viele Mieter und damit hohe Mieteinnahmen - was die Mieter allerdings weniger freuen dürfte, denn am Ende zahlen wohl sie die Zeche.
* ModernisierungsCheck >> https://www.co2online.de/modernisieren-und-bauen/sanierung-modernisierung/
** Plus Heizungsrohre, Heizkörper und deren Installation, wenn keine Zentralheizung vorhanden
*** Flugreise - Kerosin-Verbrauch etwa 3 bis 4 Liter pro 100 km und Person
Sparsames Flugzeug auf Langstrecke ca. 2,4 Liter pro 100 km und Person
Flug Frankfurt / New York, Entfernung: 6.187 Kilometer, Hin- und Rückflug ca. 300 Liter Kerosin pro Person
**** E-Auto (geändert am 09.06.2023) Nach Zahlen des ADAC von 2022:
Produktion eines E-Autos rund 9.384 kg CO2, das entspricht rund 3.528 Litern Heizöl.
***** Die reichsten 10% der Menschheit für 47% aller CO2-Emissionen verantwortlich, die 40% der Mittelschicht sind für 43% CO2 und die unteren 50% der Menschheit nur für 10% CO2 verantwortlich.